Entlang der Lößnitzgrundbahn ist der gemeinnützige Verein Traditionsbahn Radebeul bereits seit vier Jahrzehnten zur Erhaltung des sächsischen Schmalspurbahnerbes aktiv und ist somit der dienst älteste Museumsbahn-Verein Sachsens. Der beliebte Radebeuler Traditionszug im Stil der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen (K.Sächs.Sts.E.B.) wird vom Verein gepflegt und regelmäßig zu Sonderfahrten entlang der idyllischen Strecke eingesetzt. Seine Aufgabe ist in erster Linie die Erhaltung der Traditionen der Lößnitzgrundbahn und organisiert so seit der Gründung regelmäßig Sonderfahrten mit historischen Fahrzeugen. Bei einer Fahrt mit dem Zug des Vereins fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen. Die historischen Wagen mit hölzernen Sitzen und Schaffner in sächsischen Uniformen sind mehrmals im Jahr zu erleben.
In Radebeul lebte und arbeitete der geniale Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May. Als er 1895 nach Radebeul kam, fuhr dort bereits die Lößnitzgrundbahn und er soll bei seinen Ausflügen des Öfteren selbst mit ihr gefahren sein und sich dadurch in seiner Phantasie in den Wilden Westen versetzen lassen. Noch heute dampft sie nur wenige Meter an seinem Wohnhaus, dem jetzigen Karl-May-Museum vorbei. Immer im Mai gibt es „May“ satt, dann feiert Radebeul den Dichter und seine Helden mit einem großen Fest, bei dem man auch die „Santa-Fe-Bahn“ live erleben kann.
Wollen Sie einmal reisen wie zu Großmutters Zeiten, so kommen Sie doch einmal mit zu einer Sonderfahrt des Traditionsbahnvereins auf den Gleisen der Lößnitzgrundbahn von Radebeul nach Radeburg.
Lage
Die Lößnitzgrundbahn nimmt ihren Ausgang in Radebeul, nordwestlich vor den Toren Dresdens gelegen. Die Bahnlinie verläuft in ständiger Steigung durch den Lößnitzgrund, überquert anschließend den Dippelsdorfer Teich und führt dann über Moritzburg bis Radeburg.
Anfahrt mit Bus & Bahn
Die Lößnitzgrundbahn ist bequem mit der Dresdner S-Bahn zu erreichen, dabei besteht in Radebeul Ost günstiger Anschluss. Weiterhin gelangt man auch mit der Dresdner Straßenbahnlinie 4 direkt zur Bahnstation Weißes Roß, wenn man an der Haltestelle Landesbühnen aussteigt. Auskünfte zu den Fahrzeiten der Züge, Straßenbahnen und Busse erhalten Sie online beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO).
Anfahrt mit dem Auto
Per Auto ist die Lößnitzgrundbahn gut angebunden über die A4 (Radebeul) beziehungsweise A13 (Radeburg).
Streckenverlauf
Dampflokomotiven
Sächsische IV K
Die meistgebaute Lokomotivgattung der sächsischen Schmalspurbahnen ist die sächsische IV K (sprich: viere K). Zwischen 1892 und 1921 verließen nicht weniger als 96 Exemplare dieser Bauart die Sächsische Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann in Chemnitz. Einst waren sie daher auf allen 750-mm-spurigen Schmalspurbahnen in Sachsen von Carlsfeld bis Zittau und darüber hinaus beispielsweise auf der Insel Rügen anzutreffen. Die Nassdampfloks mit dem charakteristischen 4-Zylinder-Verbundtriebwerk erreichen eine Leistung von rund 210 PS. Weitere technische Daten sind die Fahrzeuglänge von 9000 mm und die Dienstmasse von max. 29,3 t. Insgesamt sind 22 Exemplare dieser Lokomotivtype erhalten geblieben, davon gehören zwei Stück zum Bestand der Traditionsbahn Radebeul.
99 539 (als IV K Nr. 132), Baujahr/Erneuerung 1899/1963, Fabriknummer SMF 2381
99 586 (als IV K Nr. 176), Baujahr/Erneuerung 1913/1964, Fabriknummer SMF 3606
Sächsische Schmalspurbahn Einheits- und Neubaulokomotiven
Seit über 30 Jahren bewältigen die Einheits- und Neubaudampfloks der Deutschen Reichsbahn nahezu allein den Verkehr auf den verbliebenen sächsischen Schmalspurbahnen. Zur Bewältigung des gestiegenen Frachtaufkommens wurden zwischen 1928 und 1933 insgesamt 32 schmalspurigen Einheitsloks beschafft. Da sich die Konstruktion bewährte und nach dem Krieg auch bei den Schmalspurbahnen Lokomotivmangel herrschte, baute die Deutsche Reichsbahn in den Jahren 1952 bis 1956 nochmals 24 Lokomotiven nach, die äußerlich den Einheitsloks ähnlich sind. Mit einer Leistung von rund 600 PS gehören beide Typen zu den stärksten deutschen Schmalspurloks.
Baureihe: 99.77-79
VII K - Neubaulok , 1952-1957, Lokomotivbau Karl-Marx
Babelsberg ca. 600 PS
Hersteller Lokomotivbau Karl-Marx
Babelsberg
99 791 1957, nicht betriebsfähig
Diesellokomotiven
Für den Betrieb auf schmalspurigen Industrie- und Anschlussbahnen entwickelte der Lokomotivbau Karl Marx in Potsdam-Babelsberg Ende der 1950er Jahre aus der Kleinlokbarart Ns4 die neue Type V10C, von der 1959 die ersten Exemplare ausgeliefert wurden. Mit 102 PS und bis zu 24 km/h Höchstgeschwindigkeit waren die Maschinen eher für leichte Aufgaben im Zug- oder Rangierdienst vorgesehen, die variable Ausführung der Spurweite ermöglichte Einsätze auf Bahnen mit 600 mm bis 1067 mm Spurweite. Diese Flexibilität in der Spurweite machte die Loks zum Exportschlager, insgesamt 498 Stück wurden bis 1975 hergestellt.
Lok 1 Typ V10C, Baujahr 1967, LKM, Fabriknummer 250426, früher VEB dkk Niederschmiedeberg (Kühlschrankwerk)
Wagen
Der Wagenpark umfasst historische Personen-, Zugführer- und Güterwagen aus allen Epochen. Hervorzuheben sind darunter drei original erhaltene vierachsige Oberlichtwagen von den Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen der Baujahre 1899 bis 1901 sowie ein zweiachsiger Zugführerwagen von 1896.
Als vierte schmalspurige Eisenbahn in Sachsen entstand die Verbindung von Radebeul über Moritzburg nach Radeburg, nachdem sich die Pläne einer normalspurigen Eisenbahnlinie von Dresden über Radeburg nach Ortrand zerschlagen hatten. Bereits im Oktober 1883 wurden die Bauarbeiten aufgenommen, weniger als ein Jahr später konnte am 16. September 1884 feierlich die Strecke eröffnet werden.
Schon bald entwickelte sich der Ausflugsverkehr der Stadtbevölkerung Dresdens in das Moritzburger Teichgebiet zu einem wichtigen Standbein der Bahn, die ursprünglich vorrangig der Anbindung der Radeburger und Moritzburger Region an das Elbtal und Dresden diente. Den Güterverkehr bestimmten neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen vor allem umfangreiche Kohletransporte, beispielsweise zum Elektrizitätswerk im Lößnitzgrund. Ein wichtiger Güterverkehrskunde war auch das Radeburger Schamottewerke, dieses verfügte ab 1901 über die mit 2,1 km längste Anschlussbahn an einer sächsischen Schmalspurstrecke.
Die beiden Weltkriege überstand die kleine Bahn ohne größere Schäden, um 1955 war der Höhepunkt im Personenverkehr mit bis zu 28 Zügen täglich erreicht. Wenig später bedrohte die zunehmende Verkehrsverlagerung auf die Straße die Bahn in ihrer Existenz, sie zählte nun zu den stillzulegenden Eisenbahnstrecken. Doch das zunehmende Interesse am Touristikverkehr und die erfolgreichen ersten Traditionsfahrten führten 1975 dazu, die Bahn als Technisches Denkmal zu erhalten. Der Traditionsbetrieb zu besonderen Anlässen ist seither die Hauptaufgabe der Traditionsbahner und wird mit originalgetreu restaurierten Wagen der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen und der Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft durchgeführt.