Die Einzylinder-Gegendruck-Dampfmaschine von 1896 gehört zu den Höhepunkten des Industriemuseums Chemnitz und ist mehrmals im Jahr in Funktion erlebbar.
Bei der Dampfmaschine handelt es sich um eine der noch wenigen in Deutschland voll funktionstüchtigen:
Liegenden Einzylinder-Gegendruck-Dampfmaschine
Baujahr | 1896 |
Hersteller | Maschinenfabrik Germania, vorm. J. S. Schwalbe & Sohn |
Größe | 8,28 m x 3,00 m x 2,61 m |
Schwungraddurchmesser | 4,08 m |
Kolbendurchmesser | 455 mm |
Doppelwirkender Hub | 900 mm |
Gewicht | 14 Tonnen |
Museumsbetrieb | 7,5 bar Dampf-Eintrittsdruck, 65 Umdrehungen pro Minute und etwa 200 PS |
Eigentum | Schenkung Dr. Wolfgang Weidau, Stollberg |
Stolz und Selbstbewusstsein eines Unternehmens zeigt sich im Maschinenraum, im Herzstück einer jeden Fabrik. Um 1907 schmückte die Schubert & Salzer Maschinenfabrik AG den Dampfmaschinen-Saal mit Terrazzo, Fliesen, Marmorierung, Schablonenmalereien, Holzdecke und Wandgemälden. Eine Besonderheit in diesem Maschinenhaus sind die zwei Wandgemälde, die ebenfalls in dieser Zeit entstanden sind. Sie tragen die Handschrift der Chemnitzer Künstlerin Martha Schrag (1870-1957) und zeigen Szenen aus der Arbeitswelt der Gießerei.
Das Maschinenhaus
1996 übernahm das Museum das ehemalige Maschinenhaus leer und völlig heruntergekommen. In der Kraftzentrale weisen Spuren zweier Wandöffnungen vermutlich auf die Außenlager einer Dampfmaschine sowie auf den Abgang der Transmissionen hin. Doch welche Kraftmaschine am Anfang dort stand, ist nicht bekannt. Lediglich im Kaufvertrag aus dem Jahr 1942, als die Auto-Union AG das Gebäude erwarb, sind als Inventar des Maschinensaals eine Dampfmaschine der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann mit Generator, Erreger und Schaltanlage der Pöge-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, Chemnitz aufgelistet (Staatsarchiv Chemnitz, Auto-Union, Akte 3139).
Die Auswahl der Maschine
Die museal eingebaute liegende Einzylinder-Gegendruck-Dampfmaschine mit alter Sulzer Ventilsteuerung und stehendem Fliehkraftregler wurde in der Maschinenfabrik Germania, vorm. J. S. Schwalbe und Sohn in Chemnitz hergestellt. Das Baujahr 1896 korrespondiert gut mit der Errichtung des Maschinenhauses, die Größenverhältnisse von Maschine und Raum passen ebenfalls. 1996 schenkte die Firma "Kistenfabrik und Dampfsägewerk L. Hunger" dem Museum die Dampfmaschine. In Börnichen an der Zschopau trieb die Maschine zuletzt vier Sägegatter an und sorgte zusätzlich über zwei Generatoren für Strom.
Die Restaurierung
Um die stark zerschlissene und bereits in der DDR denkmalgeschützte Maschine wieder unter Dampf vorführen zu können, mussten in der Museumswerkstatt defekte und fehlende Funktionsteile ersetzt werden. So zerbrach bei der Demontage der Flanschdeckel, der samt Rost und jahrzehntealter Ölkohle mit dem Zylinder fest verbacken war. Der Deckel sowie Gleitplatten und Geländerpfosten wurden neu gegossen. Zahlreiche Firmen halfen bei der aufwändigen dreijährigen Restaurierung mit fachlichem Rat und geldwerten Leistungen.
Bei der Inbetriebnahme hievte ein Kran die beiden Schwungradhälften in der Rohbauphase durch erweiterte Fensteröffnungen. Die Maschine ruht auf einem eigens für sie gegossenen Fundament, befestigt mit 1,50 Meter langen Schrauben! Die Inbetriebnahme gelang durch das Engagement des pensionierten Dampfmaschinen-Spezialisten Günter Wolfgruber, der als Lehrling noch von Chemnitzer "Hartmann-Schlossern" lernen konnte.
Frischdampf, den eine moderne, erdgasbefeuerte Kesselanlage liefert, erweckt die Germania-Maschine zum Leben. Vier eigens angefertigte Sisal-Seile, jedes 23 Meter lang, treiben einen Generator an.
11, 13 und 15 Uhr |
Dampfmaschine | frei |
Besuch Dauerausstellung | 7,00 € |
Ermäßigt | 4,00 € |
Kinder bis 18 Jahre, Schüler über 18 Jahre mit gültigem Schülerausweis, Mitglieder des Fördervereins Industriemuseum Chemnitz e. V. und Mitarbeiter des Industriemuseums Chemnitz | frei |